Convict Leasing

Strafgefangene, die etwa um 1915 in Florida als Holzfäller verpachtet worden waren.

Convict Leasing, auch Convict Lease System genannt, (übersetzt: Verpachtung von Strafgefangenen) war eine Form der Zuchthausarbeit, die in den Südstaaten der Vereinigten Staaten vom Ende des Amerikanischen Bürgerkriegs an praktiziert wurde und in den 1880er Jahren besonders weit verbreitet war. Als letzter US-amerikanischer Bundesstaat schaffte Alabama diese Form der Bestrafung im Jahre 1928 offiziell ab. In unterschiedlichen Ausprägungen bestand Convict Leasing aber bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs fort.

Convict Leasing versorgte Plantagenbesitzer und Unternehmen aus der Holzwirtschaft sowie Eisenbahngesellschaften und Stahl- und Minenunternehmen mit vergleichsweise billigen Arbeitskräften. Die Pächter waren für die Versorgung der Strafgefangen mit Nahrung, ihre Unterbringung, ihre Bewachung, ihre medizinische Verpflegung und ihre Bekleidung verantwortlich. Convict Leasing kam vereinzelt auch in den Nordstaaten vor. Der Historiker Alex Lichtenstein hält jedoch fest, dass

„…nur im Süden [der USA] der Staat die Überwachung vollständig an den Pächter abtrat und nur im Süden der Begriff „Gefängnis“ nahezu zum Synonym verschiedener Privatunternehmen wurde, in denen Verurteilte arbeiteten.“[1]

Anders als Sklavenhalter hatten Pächter von Strafgefangenen wenig Anreiz, in den Erhalt der Arbeitskraft zu investieren. Korruption, fehlende Verantwortung und unkontrollierte und häufig rassistisch motivierte Gewalt führte zu einer der härtesten und ausbeuterischsten Arbeitsformen innerhalb der US-amerikanischen Geschichte.[2] Afroamerikaner stellten auf Grund der diskriminierenden Anwendung von Gesetzen die große Mehrheit der auf diese Weise zur Zwangsarbeit Gezwungenen dar.[3]

Der Schriftsteller Douglas A. Blackmon beschreibt das System als eine Fortsetzung der Sklaverei, nachdem mit dem 13. Zusatzartikel zur Verfassung der Vereinigten Staaten diese seit 1865 formal abgeschafft war:

„Es war eine Form der Leibeigenschaft, die sich dadurch deutlich von der unterschied, die im Vorkriegs-Süden geherrscht hatte, dass für die meisten Männer und die verhältnismäßig wenigen Frauen, die ihr unterworfen wurden, diese Sklaverei nicht ein gesamtes Leben währte und sich auch nicht automatisch von einer Generation zur nächsten fortsetzte. Es war aber nichtsdestotrotz Sklaverei – ein System, durch welches Heerscharen von freien Männern, die keines Gesetzesübertritts schuldig waren und die per Gesetz ein Recht auf Freiheit hatten, zur Verrichtung von Arbeit ohne Entlohnung gezwungen, wiederholt gekauft und verkauft und den Befehlen weißer Herren durch die regelmäßige Anwendung harter körperlicher Züchtigung unterworfen wurden.“[4]

  1. Alex Lichtenstein: Twice the Work of Free Labor: The Political Economy of Convict Labor in the New South. Verso Press, London 1996, ISBN 1-85984-086-8, S. 3. Im Original lautet das Zitat …only in the South did the state entirely give up its control to the contractor; and only in the South did the physical "penitentiary" become virtually synonymous with the various private enterprises in which convicts labored.
  2. Matthew J. Mancini: 'One Dies, Get Another': Convict Leasing in the American South, 1866–1928. Univ. of South Carolina Press, Columbia, SC 1996, ISBN 1-57003-083-9, S. 1.
  3. Leon F. Litwack: Trouble in Mind: Black Southerners in the Age of Jim Crow. Knopf, New York u. a. 1998, ISBN 0-394-52778-X, S. 271.
  4. Douglas A. Blackmon: Slavery by Another Name. 2012, S. 4. Im Original lautet das Zitat: "It was a form of bondage distinctly different from that of the antebellum South in that for most men, and the relatively few women drawn in, this slavery did not last a lifetime and did not automatically extend from one generation to the next. But it was nonetheless slavery – a system in which armies of free men, guilty of no crimes and entitled by law to freedom, were compelled to labor without compensation, were repeatedly bought and sold, and were forced to do the bidding of white masters through the regular application of extraordinary physical coercion.

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